Flößerdorf Leinstetten

Ein wichtiger Broterwerb im Schwarzwald war die Flößerei. Die Nebenflüsse Kinzig, Murg, Nagold, Würm und Enz sowie den Heimbach, die Lauter und Glatt abwärts wurden über Neckar und Rhein die größeren Städte mit Bauholz versorgt; bis nach Amsterdam reichte der Handel mit dem Holz aus dem Schwarzwald.


„der Flößer“
Zeichnung des Malers Kaltenmoser
Heimatmuseum Horb am Neckar

In den Unterlagen der Freiherren von Podewils ist archiviert, dass bereits seit dem 15. Jahrhundert in unserer Gegend die Flößerei geregelt wurde.

Der seit 1342 bestehende Stuttgarter Vertrag zwischen dem Markgrafen Rudolf IV von Baden und Graf Ulrich von Wirtenberg regelte erstmals die Flößerei. In den Büchern der Vogtei Leinstetten finden wir die mehrfach geänderten Regelungen zum Floßgeld und Flößen durch die Herren von Bubenhofen. Zuletzt war ein in Rottenburg geschlossener Vertrag zwischen den Herrschaften Österreich und Württemberg und der Reichsstadt Esslingen für die Flößerei auf dem Neckar verbindlich.

Nachdem die Flößerei Ende des 19. Jahrhundert durch die Errungenschaften der Technik nicht mehr lukrativ war und eingestellt wurde, soll die Bedeutung dieses Gewerbes für Leinstetten herausgestellt werden.

Das hiesige Familienregister dokumentiert, dass 45 Personen durch Holz und Flößerei ihren Broterwerb hatten; zum damaligen Zeitpunkt lebten hier ca. 95 Familien! Das bedeutete: fast jeder 2. war davon abhängig. 1876 war noch bei 27 Familien der Beruf des Flößers eingetragen. Die beiden letzten Flößer waren Wilhelm Merz aus der Schloßwiesenstraße und Josef Saur aus dem Hinterdorf.


Original-Flößerstiefel
aus Leinstetten

Wilhelm Merz war als Oberflößer in den Diensten des Gutsherren Dieterich aus Lauterbad und er war es, der das allerletzte Floß auf Glatt und Neckar befehligte. Mit seinem Flößergedicht erlangte er Aufsehen.

“Das waren noch Kerle” unsere Leinstetter Flößer. In ihrer auffälligen Kluft waren sie Neckar und Rhein auf und ab bekannt. Kein Wunder, dass in der Sulzer Oberamtsbeschreibung von 1863 die Charakteristik der Leinstetter folgendermaßen beschrieben wird: “im allgemeinen gesunde Leute, von denen die meisten an Altersschwäche sterben; ihre Erwerbsquellen bestehen vorzugsweise in Holzhandel und Flößerei. In Folge des vielen Holzhandels sind die Leute abgeschliffen, verschmitzt, jedoch im Allgemeinen fleißig und rührig.”

Über ein halbes Jahrtausend bestimmten Holzhandel und Flößerei das Leben und Schicksal der Dorfbewohner. Eisenbahnen und die Nutzung der Flüsse zur Stromerzeugung bereiteten Ende des 19. Jahrhundert dieser Tradition ein Ende.

Im Sommer 1985 erinnerten die Mitglieder der Narrenzunft Leinstetten mit einem kleinen nachgebauten Floß an diese Zeit.

Autor: Fritz Peter
Veröffentlicht am: 15. März 2018

Die Bürgerwerkstatt veranstaltet am 23. März 2019
einen Wort- und Bildervortrag zum Thema:

„Flößerei auf Heimbach, Lauter und Glatt!

– Leinstetten – ein Flößerdorf“     Referent Fritz Peter

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