Ein herrlicher Wintertag

 

Die DienstagsWanderer unterwegs im heimischen Glatttal.

Dienstag, 13. Dezember 2022

Nachdem man letzte Woche im blumenlosen Blumentäle auf der Dornhaner Platte unterwegs war, blieb man diese Woche im Tal. Bei sonnigem Winterwetter ging es zum Warmlaufen d’Flecka nuff und durchs Hinterdorf auf dem Panoramaweg an der Häfnerhütte vorbei in Richtung Bettenhausen.

Franz oder genauer gesagt, der alte Schäfer,  kam talaufwärts der Gruppe entgegen. Nanu, hatte er die Tourbeschreibung nicht richtig gelesen? Nein, sein Abholer Ludwig aus Mühlheim musste wegen eines Unfalls bei Glatt wieder umdrehen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu Fuß loszugehen. Winterlich und gefühlt etliche Minusgrade kühler wurde es beim Eintritt in den Wald.

Hurtig  wurden die Wollmützen noch etwas weiter über die Ohren gezogen. Da freute sich Ernst, dass er seine Beine mit einer langen Unterhose vor Frostbeulen geschützt hatte. Nato-olivgrün, beißend und kratzend, es war ihm egal. Bernd verdeckte sein sonst so lockeres Mundwerk mit einem hochgezogenen Schal, da ihm der Zahnklempner kürzlich seinen Giftzahn gezogen hatte und Kälte im Loch natürlich Gift wäre. So wanderte man vergnügt über die schrankenlose Grenze hinein ins Schneckenland. Der Wald wich zurück, gab den Blick hinüber ins Dornhaner Tal frei.

Am Wegesrand todtraurige Sonnenblumen. Verschwunden das strahlende, leuchtende Sommergelb, nur noch im Inneren die mit Schneehäubchen bedeckten, wertvollen Kerne. Wie im richtigen Leben, die inneren Werte zählen. Beim Anblick des zugefrorenen Freibades kamen die Gedanken an den vergangenen, für die Frühschwimmer einzigartigen Sommer, die aber beim Erreichen der Talsohle im sonnenverschonten Bettenhausen schnell wieder verschwanden.

Winterliche Stille im Freibad.

Über den ehemaligen Staudamm ging es hinein in den Schneckennaturpark. Tristesse am Ufer. Die Rinnsale vom Berg ausgetrocknet, das Schilfgras zu Boden gedrückt, das Farn braun und abgestorben daneben. Nur die Riesenbärenklaustauden standen majestätisch und wie Palmen auf der Insel im ehemaligen Stausee. Beim Anstieg hinauf zur Ruine Lichtenfels zog sich die Gruppe etwas auseinander. Historiker Fritz verließ sogar leichtsinnigerweise den Wanderweg, gab seinem unbändigen Forschungsdrang nach und kletterte unwegsam den Hang hinauf, unter dem er unerforschte Geheimnisse vermutete. Durch die Schießscharte der Ruine konnte man dann mit Grausen beobachten, wie es ihm im Abstieg die Beine wegzog, er auf dem Allerwertesten über feuchtes Laub, glitschiges Moos und dürres Geäst talwärts rutschte. Welcher Ü 80ziger übersteht sowas unverletzt? Richtig: Fritz! Kaum hatte er keuchend das innere der Ruine erklommen, zückte er seine Unterlagen mit Aufzeichnungen und erläuterte den Kameraden, was er da im Gebüsch zu finden hoffte.

Historiker Fritz in Aktion.
Uli’s Glühweintanker.

Nicht ins historische Ruinenbild passte ein roter Pik up zwischen den antiken Mauern. Was er aber auf seiner Pritsche hatte, das wurde liebend gerne angenommen. Uli und Hemme boten Glühwein und Stollen an und da hörte man niemand “Nein“ sagen. Alle hätten den Hans Rosenthal Freudensprung “das war Spitze“ gemacht, aber da zur Zeit eh schon Baumwipfelgeschädigte, Hüftoperierte, Gichtgeplagte unter den Mitgliedern sind und der schneebedeckte Untergrund eine sichere Landung nicht zugelassen hätte, blieb man vorsichtshalber auf dem Boden der Tatsachen. Beschwingt schlich der Tross auf dem gefrorenen Waldweg in Richtung Heimat.

Winterliche Wege.
Gemütliches Beisammensein im Sängerstüble.

Heim wollte man natürlich noch nicht. Da wo man singt, da lass dich ruhig nieder. So stand es am Montag im DienstagsWanderer E-Mail und wo würde das besser passen, als im Gesangvereinszimmer. Wohlige Wärme, ein mit Getränken bestückter Stammtisch, mit Bratwurst-Rauch geschwängerte Luft, angereichert mit einer Prise Bauernbrotduft…..Wanderer, was willst du mehr?

Nur, das mit dem Singen wollte nicht so richtig klappen. Wanderlieder in der Adventszeit passten irgendwie nicht. “Das Wandern ist des Müllers Lust“, wo doch die Mühle nebenan längst geschlossen ist. “Bunt sind schon die Wälder“, wo das Laub doch längst gefallen ist. Oder “Der Alte Schäfer“, wobei man Franz, wenn er schon einmal dabei ist, nicht vergraulen wollte. Und um “Ihr Kinderlein kommet“ zu singen, ist es halt auch ein bisschen zu spät.

Vielleicht hielten sich die guten Sänger unter den DienstagsWanderern diskret zurück, um nicht für den Gesangverein entdeckt zu werden. Wie auch immer, es war ein schöner Nachmittag und wenn dann nach den Feiertagen die Waage das eine oder andere Kilo zu viel anzeigt und das Baucheinziehen beim Wiegen auch nichts mehr nützt, dann darf man getrost aus voller Kehle singen: Heute wollen wir das Ränzlein schnüren……vielleicht geht’s dann wieder weg.

 

Eine Antwort auf „Ein herrlicher Wintertag“

  1. Super, eine tolle Beschreibung lieber Gerhard und Ihr hattet viel Spaß und Freude bei dieser tollen Wanderung.
    Na ja, nun könnt Ihr doch bald Weihnachtslieder singen, wenn auch nicht gerade “Ihr Kinderlein kommet”. Euch Allen frohe Festtage und alles Gute für das Jahr 2023, und da viele interessante Wanderungen!
    Herzliche Grüße Ursel

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