Vernünftig, was man von den Rentnern nicht immer behaupten kann (wäre ja auch langweilig) haben die Senioren im Juli ihre Touren eingeteilt. Möglichst kurz, im Schatten und natürlich mit einer Einkehrmöglichkeit, waren die Kriterien.
Eine angenehme Tour vom Neckartal hinauf auf die Höhe.
05. Juli 2022
Gestartet wurde am Gymnasium in Sulz. Ein wunderschöner Pfad führte im schattigen Laubwald steil bergauf. Serpentine um Serpentine schraubten sich die DienstagsWanderer hinauf zur Ruine Albeck.
Das Sulzbachtal gilt als eines der schönsten Hochtäler des Schwarzwaldes. Viele reizvolle Ausblicke sind auf dieser Wandertour zu entdecken; auch vom Turm des „Gedächtnishaus“ des Schwarzwaldvereins oben auf dem Gipfel des Mooswaldkopfes nahe der Passhöhe Fohrenbühl bietet sich eine grandiose Aussicht. Historische Gebäude wie die„Mooswaldmühle“ oder das „Kapfhäusle“ vervollkommnen die Bilderbuch-Schwarzwaldlandschaft.
So stand es in der Tourenbeschreibung und nichts war zuviel versprochen. Treffpunkt war das Rathaus in Bettenhausen. Es dauerte bis die alten Herren ihre nicht mehr so gelenkigen Haxen zwischen Vorder- und Hintersitzen der Nobelkarossen platziert hatten, aber dann ging es flott über Schramberg und Lauterbach (im badischen Volksmund “Lutterbach“) hinein ins Sulzbachtal.
Die Rucksäcke wurden geschultert, die Stöcke eingestellt und los ging’s. Nur, Siegfried hatte keinen Rucksack. Seine zwei Weckle und sein Getränk lagen unmotiviert im Kofferraum. „Bruno, du musst mein Vesper mittragen, als Strafe für deine Misshandlung, bei der du mir das Ohr so rumgedreht hast, dass ich wochenlange Schmerzen leiden musste“.
Es wurde am tiefsten Punkt der Tour gestartet, gleich steil bergan.
Bei idealem Wanderwetter ging es nach erreichen des Hochtales in Richtung Kienbronner Weiher. Lothar und Reinhard erinnerten sich an ihre ersten Ferien, die sie an diesem idyllischen Platz im Zelt verbracht hatten. Dann kam auch schon das erste Bänkle an dem ein einsichtiger Wanderer sogar Sitzkissen deponiert hatte.
Auf einem herrlichen Weg wanderten 13 DienstagsWanderer entspannt am Hang entlang. Unten die prächtigen Bauernhöfe, drüben am Hang mähte der Bauer mit dem Traktor seine letzte Wiese. Heuernte. Man erinnerte sich an früher, wieder einmal, als man noch mit der Gabel warben, mit dem Rechen rüderen und nachrechen musste. Als man noch Schöchle oder Heizen machte. Da kam auch die Frage auf, ob der Knecht mit der Magd, ob der Bauer mit der Bäuerin oder, oder – ob der Platz ausreichend war für ein Päuschen im duftenden Heu. Als dann Bruno hinter dem Bienenhaus sein Wässerle abließ, wurde vermutet, dass er, falls er von den fleißigen Bienen gestochen wird, sich sogar über eine anhaltende Schwellung freuen würde. Was für Gedanken.
Plötzlich wurde sämtliche Unterhaltung eingestellt. Eine kleine Sumpfwiese wurde auf Bohlen überquert und dann führte ein steiler Pfad hinauf zum Kapfhäusle, einem urigen Leibgedinghaus. Ein Schluck aus der Pulle und weiter folgte man mit herrlichen Ausblicken ins Sulzbachtal dem Schild der “Lauterbacher Hochtalrunde“. Hervorragend ausgeschildert, auf herrlichen Wald- und Wiesenwegen.
Mittagspause
Da lag plötzlich ein alter Baum, nein, nicht der Wanderführer, ein Baumstamm wie bestellt, Platz für alle. Brotzeit. Endlich. Und das an einem Tag, der schöner nicht sein konnte. Wolkenloser Himmel, angenehme Temperaturen, frotzelnde Kameraden, beste Stimmung. Diese steigerte sich beim Weitergehen ins unermessliche, als da plötzlich ein Getränkekeller mit allerlei Süffigem erreicht wurde. Prost Kameraden.
Ohne Strom gekühlt.Genießer unter sich.
So beschwingt nahm man die letzte Steigung hinauf zum Gedächnishaus mit Leichtigkeit. Gedächnishaus, da dachte natürlich keiner, dass man diesen traumhaften Biergarten ignorieren sollte. Obwohl das Gedächnis der Rentner schon manchmal zu denken gibt, wenn ein Name einfach nicht einfallen will, der Gegenüber sagt: „I weiß wen du monsch, i sag dir’s glei – heidnei – fällt mir grad net ei“. Kaffee, Heidelbeerkuchen, Apfelkuchen, Flammkuchen, Radler und Schorle – Schlaraffenland, herrlich, einfach nur herrlich. Und obendrauf ging’s noch hinauf auf den 30 Meter hohen Aussichtsturm. Fantastisch.
Letzter Aufstieg.
Von nun an ging’s bergab. Steil, zuerst im schattigen Wald, dann über Wiesen am elektrischen Weidezaun entlang. „Do ghört a Schild na, dass do Strom druff isch,“ moniert einer. „Wenn ihr a Weib sehet, wisset ihr doch au dass es a Weib isch, au wenn kei Schild dra isch“. Reinhard hat es auf den Punkt gebracht, klare Ansage, Diskussion beendet. Ja und dann führte die Beschilderung die Wanderer direkt auf einen Bauernhof, auf dem Getränke angeboten wurden. Der Kühlschrank im Holzschopf, die Spendenkasse im Stüble, das WC unter einem Baum auf der Viehweide, die Entlüftung oben in den Ästen, Sitzbänke im Schatten, eine Tischtennisplatte für die Nimmermüden und ein Sonnenschirm für die Mafiosis. Ein Ketterer Edelpils in der Hand und dazu der Slogan “Ketterer sind netterer“.
Netterer konnte der Abschluss einer wunderschönen Wandertour nicht sein.
Mit Wanderführer Albrecht unterwegs auf verbotenen Wegen, denn von Ihlingen nach Rexingen war eigentlich die Straße gesperrt. Aber da das Parken auf der Gemarkung Rexingen geplant war, war man einfach Anlieger. So fuhr der Rentner-Konvoi durch den alten Ortskern, ein kleines Stück bergab und nach einer kurvenreichen Waldstrecke war der Ziegenhof der Weidegemeinschaft beim Sportplatz erreicht.
“Stuttgart von oben“ – das war mal wieder eine Ansage vom Kameraden Peter aus der Landeshauptstadt. Über Jahre hinweg ist es zur Tradition geworden, dass die DienstagsWanderer zweimal jährlich mit dem Zug nach Stuttgart fahren und dort unter Führung von Peter den Tag verbringen. Nanu, “Stuttgart von oben“, ob es diesmal ein Rundflug wird?
DienstagsWanderer. Karwoche. Stille Woche vor Ostern. Früher wurde in der Fastenzeit nach dem Palmsonntag eine Palmbrezel aus süßem Hefeteig mit Rosinen gebacken und damit der quälende Hunger etwas gestillt. Früher ritt der Pfarrer am Palmsonntag auf einem störrischen Esel der Prozession voran.
Die letzten Wanderungen fanden coronabedingt ihren Abschluss im Freien. Einmal saß man gemütlich um den Mettstetter Turm, ein zweites Mal idyllisch am Türnentalsee bei Fürnsal. Schön war’s!
Und ob?! Schon am Fasnetdienstag war Bettenhausen das Ziel der Dienstagswanderer. In Schäfers Vorgarten waren Getränke bereitgestellt, zwei Schwedenfeuer sorgten für etwas Wärme und die letzten Sonnenstrahlen von der Dornhaner Platte vertrieben die vom Bach heraufschleichende Kälte.
Wie es im Alter halt so ist, es dauert bis es richtig brennt.
Leinstetter Narren und Bettenhausener Schnecken gesellten sich dazu und so verbrachte man einen netten Nachmittag auch ohne Fasnetsveranstaltung im Schulsaal. Das Spendenkässle wurde großzügig gefüllt. Der Überschuss plus einer Zugabe wurde von Getränke Schäfer an die Ukraine-Hilfe gespendet. Bravo.
Vom beschaulichen Dorf in die Großstadt! Oder zum Haareraufen oder zum Schmunzeln.
Endlich mal raus aus dem Glatttal, aus dem Heimbachtal, weg vom Dürrenmettstetter Hochplateau. Hinaus in die weite Welt, nach Freudenstadt. Von dort zu Fuß nach Klosterreichenbach.
Eine mittlere Katastrophe. Und die gilt es wöchentlich unter allen Umständen zu vermeiden. Deshalb wurde Lothar beauftragt, im Gasthaus Adler in Wälde anzurufen und die Senioren anzumelden.