Gleichgewichtige Schlagworte: Wandern-Besuch aus der Kreisstadt-Kuttelessen

 

Dienstag, 07. Februar 2023

Ein Dienstagnachmittag wie aus dem Bilderbuch.

Das Wandern ist dann doch “a bissle“ zu kurz gekommen, obwohl es eine Freude war, bei strahlend blauem Himmel im Glatttal unterwegs zu sein. Schade, dass Kamerad Bruno sich nicht einklinken konnte, obwohl er bereits eine Teilstrecke zurückgelegt hatte. So ließ man ihn mit Gutebesserungswünschen am Sportpalast zurück und steuerte vorbei am  ehemaligen Stausee und E-Werk Bettenhausen mit einem Rechtsschwung direkt in Schäfer’s Weinkeller.

Franz hatte tatsächlich den Ofen angeschmissen, eine Kiste Hopfengärtle bereitgestellt und damit sich die Rentnerblasen nicht erkälten, einen Eimer  mit fast warmem Wasser zum Bierstauchen organisiert.

Skeptische Blicke vom “Alten Schäfer”.

Von der Kellerrückseite betrachtete der “Alte Schäfer“ das Geschehen, hörte aufmerksam zu, was die Männer so über die Ketten und Halterungen an der gewölbten Decke wussten oder mutmaßten.

Folter- oder Gebrauchs-Utensilien?

Franz erzählte, was früher in diesem Keller gelagert und aufgehoben wurde. So wurde auch klar, woher die Aussage “den Brotkorb höher hängen“ kam. Leider fehlten eben dieser Brotkorb, die Bauernbratwürste, der Ring Schwarzwurst, der gerauchte Speck, die Kartoffeln, die Rüben, die Krautstand, na ja, es war einmal. So ging es halt mit knurrendem Magen steil hinauf zum Freibad, dem Stolz der Bettenhausener. Mit Recht, denn so eine schöne Anlage findet man nicht überall, schon gar nicht in einem kleinen Dorf wie Bettenhausen.

Dienstagswanderer beim Mittwochswanderer.

Dass es auch Rentner gibt, die statt wandern “schaffa müsset“, sah man oben am Waldrand. Zum Glück hatte Gerhard seinen Mulag bereits beladen, sonst hätten die DienstagsWanderer dem Mittwochswanderer helfen müssen. So beließ man es bei aufmunternden (?) Worten und strebte mit raumgreifenden Schritten, vorbei an einer langen Dürren, in Richtung Leinstetten.

Eine lange Dürre. Ein Mahnmal?

Die Bettenhausener erinnerten sich wieder mal an früher, als sie hier mit Kreuz und Fahnen ihre Bittprozession zum Käppele auf dem Kaltenhof  durchführten. Immer noch hört man den Stolz heraus, dass sie das Wettrennen auf dem letzten Kilometer gegen die Leinstetter Frommen gewonnen haben, die ihr Kreuz mit Würde voraus trugen und nicht im Schweinsgalopp Furchen in die Steige schlugen. Trotzdem, schön dass man sich erinnert, auch daran, dass diese Prozessionen teilweise auf den Hauptstraßen durchgeführt wurden. Heute unvorstellbar.

Auf dem Panoramaweg erfreuten sich die Wanderer am schönen Ausblick zur sonnigen Perle im Glatttal. Ein Schwätzle mit Henriette, ein Schwätzle mit der stolzen Oma Elsbeth, die ihre Enkelin im Kinderwagen daher schob.

Andächtige Wanderer vor dem Schattenmann.

Dann endlich Ankunft im Oberdorf  bei Uli’s Backstub. Zettel: “Türe ist offen, eine Treppe hoch“ und rein in die gute Stube, in die Skihütte. Perfekt. Urgemütlich, heimelige Wärme vom knisternden Feuer im offenen Kamin. Liebevoll gedeckte Tische und dazwischen, mancher traute seinen Augen nicht, Besuch aus der Kreisstadt. Hans Schlenker, der ehemalige Leinstetter Pfarrer, gesellte sich unter die Gläubigen, Ungläubigen und Wüstgläubigen. Da freuten sich die Kameraden, zumal sie sich gerne an seine Stadtführung in Rottweil und an die Einkehr in seiner guten Stube erinnerten.

Besuch aus Rottweil.

Oberkellner Hemme, unterstützt von Hüttenwirt Uli, versorgte die Männer gekonnt mit Getränken. Auch die Kaffeetanten mussten nicht auf ihren Kaffee verzichten. Unterhaltsam verging die Zeit und man fieberte dem Höhepunkt des Nachmittags entgegen.

Kuttelessen.

Los ging’s. Allerdings nicht mit Kutteln, sondern mit Wurstsalat. Drei Kameraden verschmähten Uli’s Kutteln, also die von Uli zubereiteten, in Oberiflingen gekauften. Ausgerechnet ein Mettstetter darunter, der somit dem Mettstetter Spitznamen nicht gerecht wurde. Wen wundert es, wenn man Uli’s Ankündigung liest: Ich werde nach alter Mettstetter Art die Kutteln mit alten Lederstreifen etwas strecken müssen, natürlich ohne Nieten, damit man es nicht bemerkt.

Aber dann. Der Duft von Bratkartoffeln, die in großen Schüsseln auf dem Tisch standen, wehte längst durch die Hütte. Dann war es soweit. Ohne zu kleckern wurden randvolle Teller serviert. Jetzt wurden noch die Bratkartoffeln dazugegeben bis fast die Soße über den Tellerrand hinaus schwappte. Guten Appetit. Nun war es plötzlich still in der Hütte. Es schmeckte vorzüglich und gerne wurde der angebotene Nachschlag genommen. Dazu noch ein Viertele Nonnenhorner Riesling. Fantastisch.

Aus der historischen Musikbox klang das Lied “Monja” von den Flippers. Und wieder dachte man über 50 Jahre zurück, an den Lindensaal, an die Redstars, an den Schlusstanz, eng umschlungen von seiner Herzallerliebsten, als dieses Lied gespielt wurde. Monja…..

So ging ein schöner Hüttennachmittag in den Leinstetter Bergen langsam zu Ende. Es bleibt die Vorfreude auf den nächsten Dienstag mit der Besichtigung der Firma Homag, es bleibt die Einladung von Hans Schlenker zu einer Wanderung in oder um Rottweil mit Einkehr im Mesnerhaus in Maria Hochheim und es bleibt die Hoffnung, dass es irgendwann wieder heißt: Der Berg ruft, der Hüttenwirt kocht.

Herzlichen Dank an das Hüttenteam.

 

 

2 Antworten auf „Gleichgewichtige Schlagworte: Wandern-Besuch aus der Kreisstadt-Kuttelessen“

  1. Toll, was an einem Nachmittag erlebt wird und immer ein toller Bericht von Gerhard, der das Geschehen fest hält. Vielleicht macht Ihr mal ein kleines Wanderbuch! Uli ist ein toller Koch, auch wenn ein paar Lederstreifen in den Kutteln waren.
    Weiter so und herzliche Grüße Ursel

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